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Betrachter der Schönheit

 

Und sie sagen: Schönheit liegt doch immer noch im Auge des Betrachters

Aber was macht das

Schon aus

Denn eigentlich willst du doch nur noch raus

Raus in die Welt oder raus aus deinem Körper

Ist es die Freiheit deines Seins oder die deines Ichs, die du suchst und suchst und doch niemals findest?

Weil alles so schnell geht wie es kommt und du doch in der Masse verschwindest

Scheinbar ertrinkst, weiter immer weiter nach unten sinkst

Glas um Flasche leerst, immer weiter trinkst

Um zu vergessen zu ermessen

Um zu vergessen zu messen

Um zu vergessen zu essen

 

Meine Hand auf meinem Bauch, betrachte die Wölbung, wieviel Platz er unter meiner Kleidung braucht

Und ich halte die Luft an und ziehe meinen Bauch ein

ganz selbstverständlich klemme ich zwischen meine Finger meine Haut

zwischen Daumen und Zeigefinger halte ich meine helle Haut, weißes Fleisch

Als Beweis

Um zu spüren, wieviel «zu viel» ich bin

Beginne aufzuzählen was da alles ist, in mir drin

Meine Organe und das Essen

Wieviel ich wohl vom letzten Essen zugenommen habe und welche Kleidung ich jetzt am besten trage

Damit nichts zu sehen ist

Damit mich der Blick in den Spiegel nicht zerfrisst

 

Ich denke an dich und wie du mir gesagt hast wie schön ich sei

Du sahst mich nur für diesen einen Abend, diese eine Nacht

Du hast nur diesen kurzen Moment mit mir verbracht

Du sahst mich nicht im grellen Licht, von der Seite im Spiegel so wie ich jetzt gerade mich

 

Und ich trug Makeup, Mascara, Lippenstift

Ich sehe anders aus, ist das alles erst einmal weggewischt

Und weißt du manchmal habe ich das Gefühl ich sei nur schön, wenn das Licht erlischt

Wenn du meinen Körper, meine Haut nur noch spürst, sie riechst und nicht mehr siehst

Was neben, auf dir, unter dir liegt

Weißt du, es geschieht so oft, dass die Dunkelheit siegt

Und dann schließt du die Tür hinter dir, musterst mich, stehst mit diesen Blicken vor mir

Mit diesem Funkeln in den Augen, so etwas wie Gier

Und vielleicht ist es Lust, lass es Leidenschaft sein, aber ich liege nackt vor dir, allein

In deinem Bett, bei dunklem Schein

Ich habe weder Kraft mich loszureißen noch das Vertrauen mich fallen zu lassen

Ich kann dich weder lieben noch hassen

Und ich mag dich aber ich sag’s nich’

Weil ich viele Menschen und doch keinen liebe

Denn manchmal sind Worte, sind sie einmal ausgesprochen, die besten Diebe

Versetzten Stöße und Hiebe

Stehlen ein Gefühl, einen Menschen oder einen Moment

Wenn man den Augenblick erstmal benennt

Das Sein zur Wirklichkeit ernennt

Und glaubt, sein Gegenüber sei jemand den man kennt

 

Diese Stelle die du berührt hast, ist etwas, das noch immer brennt

Jedes Mal, wenn du in einer anderen Person mir gegenüberstehst

Mich mit diesen Blicken musterst, wenn du an mir vorübergehst

Ich spüre dieses Brennen, wenn du deine Augen über meinen Körper gleiten lässt

Weil es sich so oft anfühlt wie ein Spiel, wie ein Test

«Na, entkommst du mir?» «Ich krieg dich doch»

«Komm mal her zu mir»

Deine Arme ausgestreckt vor dir, deine Hände greifend nach mir

Nein

 

Nach meinem Körper

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