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Trabantenstadt

Und eigentlich sollte ich mal lernen allein zu sein

Aber da ist immer irgendwie irgendwo irgendetwas los

Und dann wird die Angst eben doch irgendwann zu groß

Ich könnte was verpassen

Anstatt mir den Druck zu erlassen

Versuche ich immer mitzuhalten und weiter zu laufen

Weiter hustlen, posten, kaufen

Bloß nicht schlapp machen, weiterlaufen

 

Mamma, ich kann nicht mehr

Wollte es doch so sehr

Die Paukenschläge der Großstadt

Hält alle im Gleichschritt, auf und ab

Alle im selben Trott, Trab

 

Und weiter und weiter und bloß nie scheitern

Alles hinzuwerfen wäre irgendwie erleichternd

Irgendwie hab ich das schon zu oft gedacht

Viel zu viel Zeit mit dem Denken an das Werden verbracht

Wie wär’s mit Sein?

 

Mamma ich kann nicht mehr

Wollte es doch so sehr

Doch die Stadt wird grau, viel zu schwer

Mein Bruder lange nicht gesehen, ein ganzes Jahr her

Alle traben kreuz und quer

 

Viel zu viele Wege hier

Straßennetze weit und wirr

Für jede Bahn eine Farbe und jeden Weg ein Zeichen

Ach was ich noch fragen wollte «Wer stellt hier eigentlich die Weichen?»

 

Noch so viele weitere Gründe und so viele weitere Fragen

Die Stadt ächzt und stöhnt und es ist kaum zu ertragen

Wenn es plötzlich still ist

Plötzlich leise scheint

Weil keiner spricht und alles bedeckt ist

Wie ein Schleier, ein weißes Gewand

Sprechen tun hier nur noch die Bilder an der Wand

Was bist du ohne die ständigen Ecken und Kanten?

Fast vergessen die Stadt der Trabanten

 

Ganz viel «normal» und ganz viel «besondere Zeit»

Weil es noch eine Weile dauern wird, aber bald sind wir bereit

Für ein Neuanfang, ein neues Normal

Nur ist die Stadt schon so kahl

Kann man sie noch nach Leben fragen?

Ist noch Puls da, kann das Trabantenherz noch schlagen?

So viel einfach so verschwinden zu sehen ist kaum zu ertragen

So viele sterbende Seelen, so viele sterbende Leben

Stillschweigen, besser nicht drüber reden

Ihnen allen und mir beleibt der Atem weg

 

Weil falsch eben richtig scheint und richtig und falsch vereint

Leben verneint und doch bejaht

Und das alles auf diese seltsame Art

Die wir nun schon… wie lange ertragen?

Träume unter Versprechen,

Fast wie Pompeji liegt die Trabantenstadt begraben

 

Über uns Schutt und Asche

Deshalb trinken wir, Flasche um Flasche

Glas um Glas und füllen uns mit schnellem Sex und schnellem Fraß

Weil trotz allem laufen und laufen wir

Und hustlen und posten und kaufen hier

Und da vielleicht mal kurz kotzen

Kurz trotzen

 

 

Geht wieder

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